Kleine Ettersbergrunde

Schloss Ettersburg – Wohlsborn – Großobringen – Kleinobringen – Heichelheim – Schloss Ettersburg

Die schöne Rundtour verläuft über 23,5 Kilometer über den Ettersberg und durch die Dörfer in seinem Osten. Sie beginnt an Schloss Ettersburg und führt uns durch den Ettersburger Forst bis hin zum Obelisken auf der Blutstraße. In Richtung Westen geht es weiter durch die Prinzenschneise, dann am Nordrand von Schöndorf entlang, bevor wir über einen kleinen Hügel nach Wohlsborn kommen. In Großobringen laden die Kirche St. Peter und Paul zu einer Besichtigung ein. Im Schlemmergut im Unterdorf stärken wir uns im Biergarten. Danach geht die Tour über Kleinobringen weiter, wo sich ein Abstecher zur Mühle und zum Stausee Heichelheim anbietet. Auch das Kloßmuseum kann dort besichtigt werden. Über einen Feldweg und einen asphaltierten Schlussanstieg fahren wir schließlich wieder zum Ausgangspunkt unserer Tour zurück.

Abschnitt 1: Schloss Ettersburg - Großobringen

Der April war noch frisch, doch jetzt will es endlich richtig Frühling werden. Die Sonne heizt die Trikots schon auf, während wir am Parkplatz von Schloss Ettersburg die Räder vom Auto heben. Wir ahnen es schon: Das wird ein richtig schöner Radausflug.

Zunächst steuern wir den Schlosspark von Ettersburg an. Hier müssen wir die Räder schieben, werden dafür mit einem einmaligen Blick auf den gegenüberliegenden Hang belohnt, den sogenannten Pückler-Schlag. Dort rüber, in die Wälder, wollen wir fahren.

Schloss Ettersburg wurde ursprünglich 1712 als schmuckloses Gebäude errichtet. Herzogin Anna Amalia versammelte ab 1776 in dem schon umgebauten Schloss ihren literarisch-musischen Kreis um sich, zu dem neben Wieland und Herder auch Goethe und Musäus zählten. Später wählte sie Schloss Tiefurt als Sommersitz, und erst im 19. Jahrhundert belebte Herzog Carl Alexander die musische Tradition von Ettersburg wieder. Nach dem zweiten Weltkrieg verfiel das Schloss. Erst 2006 eine umfassende Sanierung möglich, als der gemeinnützige Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e. V. das Schloss pachtete. Heute präsentiert sich Schloss Ettersburg als moderne Tagungsstätte, beherbergt ein hochpreisiges Hotel und Gastronomie.

Im Ort müssen wir aufpassen – der Weg ist ausgeschildert, aber er überrascht durch plötzliche Kehren. Schließlich sind wir im Wald, wo es auf einem gut ausgebauten Weg knapp zwei Kilometer beständig bergan geht. An einer kleinen Waldschänke verputzen wir einen Riegel Sportlernahrung, weil wir ganz schön außer Puste gekommen sind. Aber schließlich hat die Saison erst begonnen.
Unmittelbar danach stoßen wir auf die Blutstraße, der wir nach links bis zum Obelisken folgen. Die Gedenkstätte Buchenwald kennen wir bereits, so überqueren wir hier einfach die Ettersburger Straße. Beim Kreuzen müssen wir jedoch aufpassen, hier rollt der Verkehr ziemlich dicht. Doch auf der anderen Seite finden wir uns in einem lichten Hochwald wieder, und die Schilder verraten uns, dass wir richtig sind. Knapp drei Kilometer geht es annähernd schnurgerade in Richtung Westen auf der sogenannten Prinzenschneise durch den Ettersburger Wald. Wir begegnen Joggern und Radfahrern, rechts und links belegen aufgestapelte Baumstämme die intensive forstwirtschaftliche Nutzung.

Kaum aus dem Wald aufgetaucht, müssen wir wieder über eine stark befahrene Straße. Es ist die B85, die von Weimar aus in Richtung Buttstädt führt. Glücklicherweise wird sie ein Stückweit von einem Radweg begleitet, auf den wir nach rechts einbiegen, um ihn nach 250 Metern schon wieder nach links zu verlassen. Nördlich fahren wir so an Weimar-Schöndorf vorbei, bis wir wirklich anhalten müssen, weil sich ein schönes Fotomotiv ergibt: Der Wind streicht zart durch ein aufschießendes Getreidefeld und hinterlässt in den Ähren sanfte Wellen, gerade so, als befände man sich an einem Strand. Eine Scheune am Bildrand unterstreicht noch die Weite des Feldes, über dem sich ein blauer Himmel wölbt. So machen Radwanderungen Spaß.
Am Ostrand von Schöndorf schicken uns die Wegweiser wieder nach links in Richtung Norden. Ein paar Meter geht es bergauf, bevor wir uns in sausender Abfahrt auf einer wenig befahrenen Landstraße Wohlsborn nähern. Hier hatten wir eine Rast geplant. Ein Hinweisschild führt uns nur 50 Meter neben den Radweg, wo das Gasthaus »Bärenhügel« auf seine Besucher wartet. Die Speisekarte lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Thüringer Rostbrätel, Hausgemachte Sülze, Bauernfrühstück – genau, was der Radfahrer als herzhaften Imbiss gut gebrauchen kann. Am Wochenende und an Feiertagen ist hier ab 11.30 Uhr offen, mittwochs bis freitags erst ab 17 Uhr.

Zurück auf dem Radweg geht es ein Stückchen durch den Ort, wo wir wieder in Richtung Westen auf den Großobringer Weg fahren. Anderthalb Kilometer auf Betonplatten – das ist nicht jedermanns Sache. Aber wenn man die Strecke nicht sportlich angeht, sondern ganz gemächlich, ist es zu ertragen.
In Großobringen queren wir die Landstraße und besichtigen die Kirche.

Der gewaltige Kirchturm mit seinem spitzen Hutdach sieht sanierungsbedürftig aus. Tatsächlich wurde die Kirche, die heute den Namen St. Peter und Paul trägt, im Jahr 1431 erstmals urkundlich erwähnt. Rundbogenfenster und Nischen deuten auf einen romanischen Vorgängerbau hin. Der Innenbau wurde 1934 saniert, die Orgel stammt aus dem Jahr 1820. Auf dem Kirchhof finden sich eine Reihe von historischen Grabdenkmälern und ein Kriegerdenkmal.

Abschnitt 2: Großobringen - Heichelheim

In Großobringen werden wir dann auch Sachen Rast fündig. Das Schlemmergut im Unterdorf verfügt über einen gemütlichen Biergarten, und die Bedienung erweist sich auch bei einer plötzlichen Umbestellung als sehr flexibel. Wir genießen die Sonne und ein Radler, nehmen einen Imbiss und fühlen uns willkommen.
Ohnehin scheint man sich in dem 850-Seelen-Dorf sehr um die Radfahrer zu kümmern: Am Tanzplan zum Beispiel entsteht derzeit eine moderne Ladestation für E-Bikes. Nun, wir sind auf Muskelkraft angewiesen, deswegen war die Stärkung eben auch so wichtig.

Wir kommen wieder auf die Hauptstraße, folgen für 80 Meter der B85 nach Norden und biegen dann nach links auf die Landstraße in Richtung Kleinobringen ab. Am Sportplatz vorbei rollen wir aus dem Dorf heraus und erreichen nach einem guten Kilometer Kleinobringen.

An einer Kreuzung bleiben wir unschlüssig stehen. Wir haben noch Zeit, ich will nicht schon wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour, und so spiele ich ein wenig an meinem neuen GPS-Gerät herum, auf dem ich plötzlich ganz in der Nähe, nämlich bei der Mühle in Heichelheim, einen Stausee entdecke. Ein Stausee? Hier? Petra schaut ungläubig. Doch eine Passantin bestätigt uns dessen Existenz und weist mit dem Arm vage in Richtung Heichelheim. Das hätte mein GPS-Gerät auch gewusst; ausgeschildert indes sind weder Mühle noch See. Also noch einen Abstecher.

Die Heichelheimer Mühle liegt nordöstlich des Dorfes etwas abseits. Um allerdings den See zu finden, bedarf es geradezu pfadfinderischer Tugenden: Man muss den kleinen Feldweg rechts am Mühlengelände vorbei finden. Doch dann wird man mit einem kleinen Fleckchen des Paradieses belohnt.

Der Stausee Heichelheim ist ein Pachtgewässer des Sömmerdaer Anglervereins Unstrut-90. Er ist 16 Hektar groß, und nach dem Ablassen des Gewässers und des Neubesatzes mit Fischen seit 2006 wieder beangelbar. Für interessierte Petrijünger auf der »Durchreise« gilt allerdings: Nur gucken, nicht angeln – der Verein gibt keine Gastkarten aus.

Abschnitt 3: Heichelheim - Ettersburg

Wir fahren um den See herum und kommen wieder, die Mühle links liegen lassend, ins Dorf. Zwischen Heichelheim und Kleinobringen bietet sich eine Abkürzung an – wir biegen nach rechts auf einen Feldweg ein, auf dem wir gemächlich anderthalb Kilometer bergauf in Richtung Ettersburger Straße strampeln. Rechts auf die Landstraße, gleich wieder links in Richtung Ettersburg erwartet uns ein kräftiger Schlussanstieg, auf dem wir uns rund 1200 Meter mit ziemlich konstant 5 Prozent bergauf quälen.
Dann klopfen wir uns stolz auf die Schultern. Insgesamt 23,5 Kilometer stehen auf dem Tachometer – wir haben eine schöne Runde im Weimarer Land zurückgelegt.

Quelle: Weimarer Land Tourismus | Autor: Klaus Jäger | Fotos: Uwe Germar

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