Genießertour Weimarer Land

Radwege in Thüringen - Radfahrer machen Pause

Genießertour Weimarer Land

Bad Berka – Tiefengruben – Tonndorf – Nauendorf – Hohenfelden – Kranichfeld – Tannroda – Bad Berka

Die hügelige Runde führt von Bad Berka aus über gut 30 Kilometer. Dabei geht es durch eine herrliche Kulturlandschaft mit dem Rundlingsdorf Tiefengruben, einem tollen Blick übers Weimarer Land und dem Besuch des Bienengartens auf dem Gelände des Schlosses Tonndorf. Einen Ausflug in die Geschichte des Lebens in Thüringen unternahmen wir im Freilichtmuseum Hohenfelden. Über Kranichfeld – mit einem Abstecher ins Baumbachhaus, Tannroda und das Rittergut München geht es wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Abschnitt 1: Von Bad Berka nach Tiefengruben

So ein Kurzurlaub in Bad Berka hat etwas für sich. Die landschaftlich reizvolle Lage und die vielen Möglichkeiten, Sport zu treiben, zu Wandern oder zu Kneippen bilden eine attraktive Melange. Und gestern unterbreitete die Tourist-Info das Angebot, an einer geführten Radrunde teilzunehmen. Einer sogenannten Genießerrunde. Erst war ich ja skeptisch. Ich fahre nicht gerne in der Gruppe, und dann auch noch mit Unbekannten. Doch als wir uns schließlich am Rewe-Markt unweit des Bahnhofs trafen, fanden wir doch schnell einen Draht zueinander. Na ja, so viele waren wir ja nicht. Und Ursula, unsere »Wanderleiterin«, kam auch ganz sympathisch rüber. So ging es los, auf unsere »Genießertour« rund um Bad Berka. Ich war ja vielleicht gespannt.

Runter vom Parkplatz, links in den dichten Verkehr auf der B87 einfädeln, gleich hinter den Bahnschienen wieder rechts – man musste auf den ersten 200 Metern höllisch aufmerksam sein. Genuss geht anders. Doch schon in der Tannrodaer Straße, offenbar einer reinen Anliegerstraße, wurde es ruhig, rollte es gemächlich dahin. Am Ortsausgang Bad Berka beginnt ein straßenbegleitender Radweg, der uns in Richtung Osten nach Tiefengruben bringt. Der Weg ist schnurgerade, führt aber stetig bergan.

Während sich rechts von uns die Gerstenfelder den Hang hochziehen, unterhalte ich mich mit meiner Nachbarin, einer sportlichen Dunkelblonden, die, wie sie mir verrät, Amelie heißt. Solchermaßen abgelenkt, haben wir die knapp drei Kilometer bis nach Tiefengruben rasch geschafft. Der Ort sieht von weitem unscheinbar aus, die wahre Schönheit dieses Rundlings steckt im Detail: Die Häuser haben oft kleine Fenster, einige schmücken sich mit einem herrlichen Fachwerk, und fast alle sind sie liebevoll bis ins Detail saniert. Die Gärten und Vorgärten sind mal naturbelassen bunt, mal preußisch abgezirkelt, und über alledem liegt eine himmlische Ruhe. Eigentlich sollten wir dem Radweg folgen, aber Ursula lotst uns nach links, immer den Schildern nach, die uns zur Mosterei von Udo Pfotenhauer führen. Wir haben Glück, Samstag ist bis zwölf Uhr geöffnet. So laben wir uns an aromatischem Apfelmost, der aus dem Obst der Region gewonnen wird. Er ist köstlich und preiswert. Mit Amelie trinke ich dabei sogar Brüderschaft. Und Ursula wird von allen nur noch Uschi gerufen.

Abschnitt 2: Tiefengruben nach Tonndorf

Am Ortsausgang Tiefengruben in Richtung Tonndorf könnten wir noch dem Obstlehrpfad folgen, doch Uschi hat andere Pläne: Sie führt uns wieder bergan, und knapp 150 Meter nach dem letzten Haus geht es scharf rechts auf einen asphaltierten landwirtschaftlichen Weg.  Oben auf dem Steinberg steht am Waldrand eine kleine Schutzhütte, von der aus wir einen herrlichen Blick von Nordwest bis Südost haben. Wir sehen unter uns Tiefengruben, in weiter Ferne Bad Berka und den Weg, den wir bisher zurückgelegt haben. Uschi, die die Strecke kennt, versichert uns, dass wir nun den höchsten Punkt der Tour erreicht haben.

Und tatsächlich, rasender Abfahrt geht es dann in Richtung Tonndorf, so dass wir beinahe den Abzweig zum Schloss verpasst hätten. Wir quälen uns einen kurzen, aber giftigen Stich auf einer Kopfsteinpflasterpiste nach oben. Vor dem Eingang machen wir eine unerwartete Entdeckung: Hier wurde ein wunderbares Bienengärtchen angelegt. An einem Stand kann man verschiedenen Honig kaufen, Lehrtafeln vermitteln Wissenswertes über die pelzigen Pollensammler, und an einem Bienenschaukasten kann man sogar versuchen, die Königin zu entdecken. Wir entdecken keine Königin, fahren weiter und biegen alsbald nach links in Richtung Tonndorf ab. Halbrechts, so verrät uns Uschi, können trainierte Fahrer auf teils ausgewaschenen Schotterwegen einen Abstecher zum zwei Kilometer entfernten Waldgasthaus »Stiefelburg« unternehmen. Amelie rollt mit den Augen und ich nehme mir vor, den Abstecher ein anderes Mal zu testen.

In Tonndorf folgen wir den Radwege-Schildern und bleiben am Ortsausgang geradeaus. Wir kommen an Stallungen vorbei und folgen dem Verlauf des Tonndorf-Baches.

Abschnitt 3: Nauendorf bis zum Freilichtmuseum Hohenfelden

In Nauendorf müssen wir aufpassen, um nicht auf die Landstraße zu geraten. Erst hinter dem Zebrastreifen geht es scharf rechts weg, und nachdem wir den Ort verlassen haben, begleitet wieder ein Radweg die Landstraße. Kluge Landwirte haben einen rund drei Meter breiten Blühstreifen zwischen dem Weg und ihren Feldern angelegt. Was für ein Farbenrausch: Der rote Klatschmohn, die blauen Kornblumen, gelbe Butterblumen leuchten dazwischen und die weiß-gelben Kamille-Pflanzen verströmen einen so intensiven Duft, der mich den Insektenstich vergessen lässt. Genuss auch für die Nase.

Wir können den Stausee Hohenfelden schon fast sehen, da biegen wir nach rechts ab und folgen dem Wegweiser zum Freilichtmuseum Hohenfelden. Der Stausee mit Therme und Freizeitpark, mit Bootsverleih und Campingplatz ist zwar sehr schön, aber die Touristenmassen fallen heute nicht unter Genuss. Ganz anders ist das im Freilicht-museum. Wir haben inzwischen fast 15 Kilometer »auf der Uhr«, eine gute Gelegenheit für eine Rast.

In mehr als 35 historischen Gebäuden wird im Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden erlebbar, wie in Thüringer Dörfern früher gebaut, gelebt und gearbeitet wurde. Die Häuser stammen aus verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Regionen des Freistaates. Zu sehen sind u.a. Bauernhöfe, Werkstätten, die älteste Windmühle Thüringens, ein Umgebindehaus, eine Einklassenschule und ein Dorfbrauhaus.

Das Freilichtmuseum ist wahrlich beeindruckend. Wir können über ein riesiges Gelände gehen und fühlen uns in jedem Haus in frühere Zeiten zurückversetzt. Und das Tolle ist: Die Häuser beziehungsweise die Höfe sind nicht nachgebaut, sondern wirklich Stein für Stein, Brett für Brett von ihren Ursprungsorten hier her transportiert worden. Auch eine alte Windmühle finden wir hier.

Doch uns zieht es weiter, wir haben ja erste die Hälfte unserer Tour hinter uns. Bis zum Stausee Hohenfelden geht es genau auf demselben Wege zurück, auf dem wir hergefahren sind. Am Stausee vorbei halten wir uns in Richtung Kranichfeld und werden wieder auf einen gut asphaltierten straßenbegleitenden Radweg geleitet. Auf eine sanfte Steigung folgt eine rasche Abfahrt, bis wir, leider leider, hinter der Mühle wieder auf die Straße gezwungen werden. Doch da sind wir schon im Ort, wo die Autos nicht ganz so schnell unterwegs sind.

Abschnitt 4: Kranichfeld - Tannroda - Bad Berka

Am Diska-Markt und der Tankstelle bleiben wir geradeaus, fahren auf einem kombinierten Rad- und Gehweg entlang der B87. Am gut ausgeschilderten Abzweig auf den Ilmtal-Radweg nach links entschließen wir uns zu einem Abstecher zu dem nur gut 300 Meter entfernten Baumbachhaus. Ein schöner Platz, den man sich merken sollte. Nicht nur, weil man unter der prächtigen alten Linde wunderbar rasten kann, sondern auch, weil es auch hier wieder ein nettes kleines Café gibt.

In Kranichfeld kann man das Oberschloss und die Niederburg mit Falknerei besichtigen.
Aber heute ist leider kein Zeit dafür. Wieder auf dem Ilmtal-Radweg kommen wir durch eine kleine Gartenanlage. Und – hört ihr das? – es ist himmlische Ruhe. Das gibt es eben nur auf Land. Auch das ist freilich eine Art Genuss. Der Weg führt uns direkt am Ufer der Ilm entlang bis nach Tannroda, wo man ein wenig aufpassen muss: Kurz hinter der Pulvermühle geht es halblinks hinunter auf einen Schotterweg. Der führt uns an zwei kleinen Teichen vorbei, wo wir natürlich anhalten. Amelie hat noch von ihrem Imbiss übrig, und so beschließen wir, die prächtigen Karpfen zu füttern, die uns fast entgegenspringen. Ein schönes Fleckchen Erde. Hinter dem Sportplatz gibt es sogar noch einen Kinderspielplatz.

In Tannroda selber, wo man im Schloss das Korbmacher- und Heimatmuseum besuchen kann, finden wir auch eine nette kleine Eisdiele, und Uschi empfiehlt uns eine weitere Rast. Nur gut, dass wir mit dem Rad unterwegs sind – auf so einer Genießerrunde gibt es offenbar auch jede Menge Kalorien.

Wie gut man die gebrauchen kann, merken wir wenig später. Hier hat die Ilm nämlich ein Steilufer, und wir müssen am Ortsausgang für gut 200 Meter einen Anstieg von bis zu 12 Prozent bewältigen. Doch mit der Energie des leckeren Eises in der Blutbahn gelingt auch das.

Als wir den Wald wieder verlassen, kommen wir an den Abzweig München – nein, es gibt hier wirklich einen Ort dieses Namens. An dieser Stelle bietet sich ein Abstecher zum Rittergut an. Dort gibt es ein ausgezeichnetes Restaurant. Und wer auf Kuscheln steht: Auch ein kleiner Streichelzoo ist angeschlossen.
Wir folgen dem Ilmtal-Radweg und kommen kurz vor Bad Berka an den Dreiteichsgrund, wo man ebenfalls schön rasten kann. Angelteiche und eine überdachte Grillhütte geben uns eine Ahnung von den Genüssen, die wir uns aber jetzt versagen.

Auf Höhe des Wasserwerkes verlassen wir den Ilmtal-Radweg und fahren gerade durch bis zum Sportplatz, hinter dem wir rechts abbiegen und zwischen B87 und Bahnstrecke rasch wieder an unseren Ausgangspunkt zurückkommen.

Und das Fazit: Ein wunderbarer Ausflug mit vielen Leckereien für das Auge, das Ohr, die Nase und den Gaumen. Am Ende stehen gut 30 Kilometer auf dem Tacho. Und auf meinem Notizzettel, da habe ich die Handy-Nummer von Amelie.

Quelle: Weimarer Land Tourismus | Autor: Klaus Jäger | Fotos: Uwe Germar