Biodynamischer Wein –
Bio-wein Anbaugebiet in Thüringen

Von Rudolf Steiner inspiriert und durch die Leidenschaft zum Wein beflügelt

„Ich bin im Weimarer Land geboren, da kommt das Interesse an ganzheitlicher Lebens- und Naturauffassung à la Goethe nicht von ungefähr. Aber erst meine Leidenschaft für Wein und meine Begeisterung für Rudolf Steiner, Goetheforscher und Begründer der anthroposophischen Sinneslehre, haben mich auf die Idee gebracht, im Ilmtal Wein anzubauen. Ich gehe dafür ganz bewusst den Weg des biodynamischen und ökologischen Anbaus. Die Bedingungen hier vor Ort sind perfekt, um das Konventionelle und Gewohnte auf den Kopf zu stellen und etwas ganz Neues für die Zukunft zu schaffen.“

 

Sven Steinkraus

Unternehmer aus Kranichfeld
will ein neues Weinanbaugebiet an der Ilm erschließen

Ein Interview mit Herrn Sven Steinkraus.

Herr Steinkraus, wie kommt man auf die Idee, in den Weinanbau einzusteigen?

Diese Idee kam aus der Landschaft selbst und war nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Gespräche mit einem befreundeten Winzer in Weimar-Schöndorf und der Kontakt zu Ecovin [Bundesverband Ökologischer Weinbau e. V.; Anm. d. Red.] haben mich darin bestärkt.

 
Haben Sie Kenntniss davon, ob es früher schon einmal Bemühungen gab, im Ilmtal Wein anzubauen?

In Kranichfeld direkt gab es meines Wissens bisher keinen Weinanbau. Allerdings soll es in Hohenfelden Weinanbau gegeben haben. So nennt sich das Gebiet heute noch „In den Weinbergen“. Das war vor der Reblaus-Katastrophe 1867 bis 1915.

Bis dahin gab es allein vor Erfurt 2.000 ha Rotwein. In Hohenfelden habe ich im Frühjahr 2020 eine Fläche von 1,6 ha mit 6000 Weinstöcke der Sorten Sauvignon Gris, Muscaris und Cabernet Jura aufreben lassen.

Hier in Kranichfeld mache ich so etwas wie Pionierarbeit. Ich arbeite eng mit Züchtern neuer Sorten zusammen, teste verschiedene Unterlagen [amerikanische Wurzeln, auf die die deutsche Rebe veredelt wird; Anm. d. Red.] melde ständig Wachstum, klimatische Bedingungen und Bodenbeschaffenheit. Die Pflanzen, die bisher nur eine Nummer haben, werden dann, wenn sie auch woanders angebaut werden, einen klangvollen Namen bekommen.

Gibt es Unterschiede zum bekannten Thüringer Weinanbau an Saale und Unstrut?

Der größte Unterschied ist natürlich der Anbau in Bio-Qualität, da bin ich der Erste in Thüringen. Es wird ausschließlich manuell gelesen. Die angebauten Sorten sind auch andere. Ich baue Helios an [Müller Thurgau als pilzwiderstandsfähige Rebsorte; Anm. d. Red.], Souvignier gris und die Rebsorte, die vorerst nur eine Nummer hat. Dazu kommt der Rotwein Cabernet Jura. In Hohenfelden möchte ich auf einer kleinen Fläche in den nächsten Jahren Schwarzriesling aufreben, eine alte Sorte, die früher in Thüringen weit verbreitet war.

 

Wie weit sind Sie mit Ihrem Projekt? Wann wird es den ersten Wein aus dem Ilmtal geben können?

2018 wurde eine Testmenge im Weingut Weimar gekeltert. Eigentlich ist im zweiten Jahr eine verwertbare Ernte fast unmöglich, die gibt es erst nach drei Jahren. Aber es hat sich alles so gut entwickelt, dass wir im dritten Jahr schon Ertrag hatten. Ist der Boden gesund, ist die Pflanze gesund.
Hier auf dem Gelände hat es über Jahre keine herkömmliche Landwirtschaft gegeben und die Bodenwerte sind sehr gut. In den ersten vier Jahren rechne ich mit keinem finanziellen Ertrag, weil das Ergebnis für Marketing geopfert wird, und natürlich für die Entwicklung der eigenen Kennerschaft (lacht).

Biodynamischer Wein – der erste Biowein aus Thüringen – woher nehmen Sie den Mut, gleich mit einem so hohen Anspruch zu starten?

50 Jahre keine Landwirtschaft im klassischen Sinn – naturreiner Boden, sofort biotauglich, das hat mit Mut nichts zu tun, es war einfach logisch. Ich würde meinem eigenen Lebensstil ja widersprechen, wenn ich hier einen konventionellen Anbau betreiben würde. Die vielen Gedanken pflanzen sich einfach immer weiter fort und eine Erkenntnis kommt zur anderen. Sei es Pflanzenschutz mit basischem Wasser, welches bei der Herstellung von Pflanzenkohle entsteht, die wir dann zur Auflockerung des Kalksandsteinbodens brauchen. Oder sei es der Kontakt zu einem Biobauern, dessen Mist mit der Kohle die Düngung der Reben bildet. Oder die Verwendung von ummanteltem Bindedraht und Pfählen aus Cortenstahl [Stahl mit Edelrost; Anm. d. Red.], um das übliche Zink, welches zu den Schwermetallen zählt, nicht in den Boden zu bekommen. Da hilft mir die Beratung von Ecovin sehr, die auch schon beim Anlegen der Terrassen mit Rat dabei waren.

 

Gibt es neben dem Weinberg auch Ideen für eine gastronomische Bereicherung in Kranichfeld?

Ja, natürlich! Zum Plan gehört ein Weinguthaus mit einer Straußwirtschaft. Das Haus wird innen einen Blick auf den Weinkeller und das Gestein des Berges bieten, in den es hineingebaut wird. Auf der Terrasse bietet sich das Panorama Kranichfelds mit Blick auf das Oberschloss. Eine Besonderheit ist das Schlafen in Weinfässern, während das E-Bike mit Solarstrom aufladen wird. Da bietet sich der Ilmtal-Radweg geradezu an. Die Ideen gehen mir einfach nicht aus.

 

Herr Steinkraus, sind Sie ein Visionär?

Nein, dafür ist Wein eine viel zu bodenständige Sache.

Vielen Dank für Ihren Einblick!

Frau bei der Arbeit im Weinberg | Foto: Michael Kremer | Snap Art
Eimer mit gelesenen Trauben wird entleert| Foto: Michael Kremer | Snap Art
Trauben am Weinstock | Foto: Michael Kremer | Snap Art

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