Klassik-Runde Weimarer Land

Kromsdorf – Oßmannstedt – Ulrichshalben – Denstedt – Tiefurt – Kromsdorf

Ein schöner Rundweg, der uns zunächst am Ilmufer entlang von Kromsdorf bis in den lauschigen Wielandpark von Oßmannstedt führt. Hier besichtigen wir den Obelisken, der die Gräber von Christoph Martin Wieland, seiner Frau Dorothea und Sophie Brentano markiert. Auch dem dortigen Wielandmuseum statten wir einen Besuch ab, bevor uns unsere Route nach Ulrichshalben in das Kulturgut führt. Der Ort stellt zudem den Wendepunkt unserer Route dar. Wir fahren weiter nach Denstedt, wo eine Wassermühle mit einem überraschend vielfältig ausgestattetem Mühlenladen zu einer Rast einlädt. Schließlich stoßen wir im lauschigen Schlosspark von Tiefurt wieder auf die Ilm, deren Lauf wir folgen, bis wir an den Ausgangspunkt unserer Reise zurückkehren.

Abschnitt 1: Von Kromsdorf nach Oßmannstedt

Es war eine gute Idee, als Startpunkt für unsere heutige Tour das Schloss Kromsdorf auszusuchen. Es liegt unmittelbar vor den Toren Weimars, aber herrlich ruhig und verkehrsarm. Zudem gibt es direkt vor dem Schloss ausreichend Parkplätze.

Wir starten zunächst in Richtung Oßmannstedt auf dem gut ausgeschilderten und gut ausgebauten Ilmtal-Radweg, der uns gleich nach dem Ortsschild auf das linke Ufer der Ilm bringt, wo kein Auto mehr rollt.
Schon nach einem guten Kilometer sehen wir rechts das kleine Dorf Denstedt. Die Schafe auf dem anderen Ufer gehören zur Mühle, die wir auf dem Rückweg besichtigen wollen. Die imposante Steinbrücke über den Fluss lockt zu einem Abstecher. Auf dem Schild steht, dass es hier zu Franz Liszt geht – man merkt, dass die Klassik auch rings um Weimar überall zu Hause ist. Doch wir wollen ja nach Oßmannstedt. Zwischen Ilm auf der rechten Seite und der fernen Bahnstrecke auf der linken geht es lange geradeaus, bis man sich unvermittelt in Oßmannstedt wiederfindet. Noch ein paar Meter weiter und schon stehen wir vor dem Wielandgut.

Christoph Martin Wieland (1733-1813) kaufte das Gut 1798 unter anderem, um dem Trubel in Weimar zu entfliehen und sich in der abgeschiedenen ländlichen Idylle als Landwirt zu betätigen. Im Park befindet sich sein Grab, das Arno Schmidt einst »das schönste deutsche Dichtergrab« nannte. In der Tat sind wir überrascht von der kleinen, von einem Gitter eingefassten Grabstätte. Der dreieckige Obelisk verrät uns, dass hier neben Wieland und seiner Gattin Anna Dorothea auch Sophie Brentano begraben liegt – die Enkelin seiner früheren Verlobten Sophie von La Roche. Ein Umstand, der in der Vergangenheit Gegenstand so mancher Spekulation war.

Wir beschließen, uns schlau zu machen, sichern die Räder und besuchen das Wieland-Museum. Die Gedenkstätte selbst überrascht durch eine geradezu andächtige Schlichtheit. Wir finden Möbel und anderes Interieur aus Wielands Besitz. In einer kleinen Handbibliothek kann man dem Dichter ganz für sich ein wenig näherkommen. Wir erfahren viel über das Wirken von Wieland als Verserzähler, Romancier, Übersetzer, Herausgeber, Redakteur und Journalist. Es gibt auch digitale Führer für das Museum, die sind allerdings von der jeweiligen Stärke des Internetsignals abhängig, was in Oßmannstedt eher dürftig ankommt – ländliche Idylle eben.

Nach dem Museumsbesuch stärken wir uns auf dem Hof des Gutes mit einem Imbiss. Freilich, wir hätten auch in den Ort fahren können, wo es mit dem »Zum Kuhstall« eine beliebte Gaststätte gibt. Aber wir wollen ja noch weiter, nämlich zum Kulturgut Ulrichshalben.

Abschnitt 2: Von Oßmannstedt nach Kromsdorf

Es geht nur ein kleines Stück auf dem Radweg zurück. Wir biegen links ab, wo es in Richtung Ulrichshalben geht, überqueren die Ilm und müssen gut aufpassen, dass wir nicht unversehens auf den Fußweg geraten. Auf den nämlich verweist das erste Schild zum Kulturgut. Das aber gilt für den Wanderweg. Radfahrer kommen hier zwar prinzipiell durch, aber dafür müssen sie eine Sperrscheibe missachten. Wir biegen erst an der Kreuzung nach rechts ab, die auf die Straße in Richtung Denstedt weist. Ab hier folgen wir den rot-weißen Schildern zum Kulturgut, das sich selbst gerne KulturGut schreibt.

Was wir finden, ist eine kleine Idylle. Helene und Sebastian Roth, beide Musiker aus der Klassikerstadt, haben im Jahr 2010 das ehemalige Rittergut erworben und bauen es sukzessive zu einem kleinen Kulturzentrum aus. Kunst und Kultur, die im Schatten der Weimarer Klassik erblüht – selten kann man das so deutlich erfahren wie hier. In den letzten Jahren wurde der ehemalige Pferdestall instandgesetzt und als »Konzert- und Denkraum« gestaltet. Aus den ersten Konzerten an dieser Stelle entwickelte sich der Kultursommer Ulrichshalben. Und wenn die Orgel, die Königin der Instrumente, erklingen soll, dann zieht man eben rasch in die daneben liegende Kirche um. Dabei: Das Areal des alten Rittergutes ist auch ohne Konzertklänge ein lauschiger Ort, mit seiner sanft gewellten Wiese und dem unverstellten Blick über den kleinen Teich und hinunter zum Ufer der Ilm.

Doch nun heißt es kehrt. Wieder auf der Landstraße nach Denstedt,
Wir rollen die Hauptstraße entlang, staunen im Vorbeiflitzen über den behäbigen Turm der Burg Denstedt und sind auch schon am Ortsausgang in Richtung Kromsdorf, wo rechts die Clauder-Mühle Denstedt einlädt.
Das weitläufige Gelände eignet sich gut für eine Rast, sowohl vor als auch hinter dem großen Mühlenhaus. Die freundliche Betreiberin lädt uns in den Mühlenladen ein, der sich als überraschend groß erweist. Hier kann man nicht nur die verschiedensten Mehle erwerben.

Es gibt auch Naturkost-Produkte: Hartweizennudeln zum Beispiel. Und, ganz modern, verschiedene Cornflakes und Müsli. Bio-Honig-Dinkel-Cornflakes, gepoppt. Zartbitter-Dinkel-Waffeln mit Haselnusskrokant. Schon die Namen machen neugierig. Und Appetit. Eigentlich wollte ich ja nichts kaufen … Und natürlich gibt es auch ganz normales Mehl zu kaufen. Ein 50-Kilo-Sack naturreines Weizenmehl gefällig? Bitteschön! Ist natürlich nichts für eine Radtour. Außerdem gibt es bereits Packungen ab einem Kilogramm. Ach ja, für Geschichtsinteressierte kann Ralf Clauder auch interessante Details aus der Historie beisteuern. Schon vor über 840 Jahren stand hier bereits eine Mühle. Da war an die Klassik noch lange nicht zu denken.

Wieder geht es durch Kromsdorf. Würden wir jetzt rechts abbiegen, wären wir schnell wieder am Schloss. Aber unsere Zeit erlaubt noch einen Abstecher zum Schlosspark nach Tiefurt. Also halten wir uns links. Die Dörfer liegen hier dicht beieinander, so dass wir nach ein paar Hundert Metern schon am Abzweig zum Schloss sind.
Hier heißt es aufpassen – es geht steil bergab und an ein Stopp-Schild, an dem wir scharf rechts abbiegen müssen. Die Straße führt weiter bergab und über die Ilm, da sehen wir auch schon vor uns den Schlosszugang. Wir rollen gerade darüber und finden uns unvermittelt in einer traumhaften Parklandschaft wieder.

21 Hektar Parkfläche zu beiden Seiten der Ilm. Ja, hier lässt es sich ausgiebig lustwandeln und träumen. Ein wahrer Musenort. Kein Wunder, dass Herzogin Anna Amalia hier am liebsten ihre Sommer verbrachte. Ebenfalls kein Wunder, dass die UNESCO Schloss und Park 1998 zum Welterbe erklärte. Auf einer Bank sitzen, den Blick über den grünen Rasen auf die gepflegten Baumbestände, dazu ein gutes Buch … schnell vergeht die Zeit.

Achtung bei der Weiterfahrt: Im Schlosspark Tiefurt ist das Radfahren nur auf den gekennzeichneten Wegen erlaubt. Vor dem Steilhang gegenüber müssen wir keine Angst haben – wir bleiben auf dem diesseitigen Ilmufer.
Folgen wir dem Radweg, dann staunen wir, wie zeitgenössische Künstler die Kulturlandschaft interpretieren. Wir sehen eine große Radskulptur, wir kommen an einer Hängematte vorbei, die ganze Familien aufnehmen kann, in einem Baum baumelt ein Fahrrad … Und dann sehen wir wie bestellt auch noch einen Maler, der seine Palette am Ufer der Ilm aufgestellt hat und sorgsam Pinselstrich an Pinselstrich setzt, um diese herrliche Landschaft für die Ewigkeit festzuhalten.
Noch um eine Kurve, und schon sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer kleinen Reise, dem Schloss Kromsdorf angelangt. 16,3 Kilometer stehen auf unserem Zähler, hätten wir den Feldweg ausgelassen, wären es auch nur zwei weniger gewesen. Ein schöner Ausflug, der uns im Schatten der Klassik die uralte Kulturlandschaft um Weimar gezeigt hat.

Quelle: Weimarer Land Tourismus | Autor: Klaus Jäger | Fotos: Uwe Germar

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